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Nachdenkliches

Gestern hatte ich es schon kurz getröötet – kleiner nachdenklicher Blogbeitrag:

Ich habe in den letzten Tagen meine Mappe mit Zeugnissen gesucht. Da, wo ich sie vermutete, fand sie sich nicht. Ich bin also durch alle möglichen alten Ordner durchgegangen. Im Büro, in meiner Kunstecke… und auf dem Speicher. Ja, im letzten Karton war der Ordner dann auch.
Neben den unzähligen Papiermengen (die ich dann teils auch einfach entsorgt habe – Kontoauszüge von 1997 bis 2009, Kreditkartenabrechnungen vor 2013 usw muss mensch ja nicht aufheben) gab es vor allem Erinnerungen.

Ja, ich habe noch 1-2 Ordner mit Infos aus Ausbildung/Studium. Inkl. Bewerbungen und dieser einen Broschüre vom Arbeitsamt 1990 🙂 Dann habe ich auch Ordner meiner bisherigen zwei Arbeitsstellen. Lohnabrechnungen, Anwaltsunterlagen von den Zeugnisstreitereien…
Die gefundenen Zeugnisse (alle) und Arbeitszeugnisse habe ich jetzt mal eingescannt. Im Stream lief 80-80 und ich fühlte mich wieder in die Vergangenheit zurückversetzt.

In Punkto Noten war ich eigentlich immer gut. Bis auf manche Fächer, in denen es „nicht passte“ (Latein… Chemie… naja, und Sport aber das aus Gründen) Auch im Studium: Sensorik und Aktorik schlecht (3,7) aber Regelungstechnik gut (1,7)
Vor einigen Fächern hatte ich auch echt Schiss, weil ich es einfach nicht verstanden hab. „Mimimi ich muss nicht studieren, ich raff das nicht, ich werd Hausfrau und Mutter!“
In der gemeinsamen WG artigen Unterbringung haben meine liebevollen Kommilitonen (Danke Kai 😉 ) mich mit motivierendem „jetzt setzt dich hin, mach diese Depri Musik* aus und rechne die Aufgabe!“ aus meinem Frust geholt. Und siehe da – die Aufgabe war nicht das was ich vermutet hatte „Hä, das war schon alles?“

In der Schule und im Studium beim Thema Lernen.

In der Ausbildung bei der Frage „was mach ich dann?“

Bei Bewerbungen…

Ich hatte immer das Gefühl, ich kann nicht wirklich was. Ich wusste nie, was ich wollte – maximal was ich nicht wollte. Dazu noch unsicher im Auftreten usw. (Arbeiterkind) Vieles trau ich mich nicht / traue ich mir nicht zu.

Das hat man mir nicht angemerkt, da ich teilweise gut spielen kann. Aber das kostet Kraft und geht nur eine kurze Zeit.

Und dann kam 2012 dieser Test… und das Ergebnis.

Jetzt weiss ich dass das genau passt. Und das nicht jeder Hochbegabte Mensch „Wunderkind“ ist. Und das es vielen „Späterkannten“ so geht.

Und manchmal – so wie jetzt – mit der 80er Musik und den ganzen Erinnerungen… frag ich mich, wie mein Leben hätte anders aussehen können, wenn das in der Schule aufgefallen wäre.
Oder wenigstens nach dem Assessment Center bei Siemens Nixdorf – ein Tag Übungen – auch aus dem IQ Bereich. Und am Ende bekam ich als Rückmeldung die Bemerkung „da haben sie ja ziemlich gut abgeschnitten“. Ja?! Danke 🙂
Geschmeichelt hab ich mich gefühlt. Und ‚ach, der Test war ja auch einfach…‘ gedacht.
Hätte man da nicht auch „Haben sie sich schonmal auf Hochbegabung testen lassen?“ sagen können?

Es hätte mir bei so viele Fragen und Selbstzweifeln eine Richtung geben können. Wenn ich wenigstens mit ein paar wenigen Menschen mich hätte austauschen können. Die mich nicht merkwürdig finden, die mich nicht für einen Streber halten, die auch keine Standard Interessen haben und das mit dem „Lernen“ mal erklären können…

Und dann höre ich von Bekannten, die bei ihrem Kind diesen Verdacht haben und sagen „ne, wir testen das nicht und wenn würden wir es ihm nicht sagen, sonst wird er noch überheblich. Der soll erstmal seine Kindheit genießen…“
BITTE macht das nicht! Das Kind DENKT eh darüber nach, was an ihm anders ist.


So, und jetzt mach ich Musik an 🙂
* My decision, Deine Lakaien

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