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Ich bin hochbegabt.

Ja, jetzt hab ich es getan… ich hab es gesagt. Öffentlich…

Wie letztes Jahr in diesem Beitrag bereits angedeutet habe ich einen IQ Test bei Mensa absolviert. Und ja, ich erhielt eine Einladung. Das heißt: Mein IQ liegt über 130 und ich gehöre damit zu den 2% am äußeren Rand der Normalverteilung. Ich bin damit hochbegabt.

Ich habe viel nachgedacht (klar 😉 tue ich immer). Und mir sind viele Dinge auch klarer geworden. Ich habe mich früher immer gefragt, warum ich eigentlich irgendwie anders bin. Habe immer Fehler bei mir gesucht. War mir allerdings auch schon früh sicher, das ich lieber auf Freunde verzichte, wenn die mich nicht zumindest in Ansätzen verstehen.

Ich meine: ich mag Mathe! Natürlich galt ich als Streber. Mein Hinweis, dass „Streben“ ja an sich auf „Üben“ deutet, dass ich aber gar nicht übe und daher kein Streber sein kann q.e.d. *grins*, machte mich auch nicht beliebter.

Ich musste mich zurückhalten „Ich weiß ja, das Du das weißt, aber wir wollen mal die anderen fragen.“ Und wenn es dann mal partout nicht KLICK sagte – wie z. B. in Latein (ich konnte die Vokabeln der Reihenfolge nach auswendig, das bringt aber in der Klausur wenig) und dann eine SECHS schreibe (die erste und einzige in meinem Leben). Ja, dann freuen sich alle.
Ich habe nicht gelernt zu lernen! Es macht Klick oder eben nicht.

Unverständnis auch eher von zu Hause. Ich spielte nicht begeistert mit Puppen, wollte nicht Einkaufsbummeln sondern lieber Bäumeklettern, Computern und Lesen, stundenlang. Meine Eltern haben das verwundert betrachtet und mich zumindest machen lassen („Anstelle von Stubenarrest müssten wir Dich wohl zur Strafe eher raus schicken!“). Damals (Ende 70er, Anfang 80er) war das mit Hochbegabung noch nicht in allen Ecken angekommen und ich bin „Arbeiterkind“.

Ich bin aber auch kein „Wunderkind“, ich kann kein Instrument (Blockflöte gilt nicht), ich bin gar nicht mal schnell im Kopfrechnen, Sport vergessen wir mal besser… Meine Leistungen waren immer ganz ok aber auch eben nur so gut, wie ich es brauchte. Und wo das mit dem Klick dann nicht mehr reichte, bekam ich auch Probleme.

Und – für mich ist das völlig normal, dass ich eine Textaufgabe lese und verstehe, worum es geht. Es macht einfach Klick! Ich sehe einfach Strukturen in Problemen. Das kann ich mir gar nicht anders vorstellen. Ich denke mehrere Schritte voraus – automatisch! Ich betrachte einen Stadtplan, eine Landkarte oder einen Grundriss und kann mir das wirklich vorstellen.

Daher fällt es mir auch so schwer, eine Erklärung zu finden, WARUM jemand im Supermarkt, der versehentlich den falschen Einkaufswagen nimmt, den nicht wieder zurückstellt, sondern in der hintersten Ecke des Ladens versteckt. Wieso? Das ist unlogisch! (Zumindest in meiner Wahrnehmung und Wirklichkeit).

Ich verhalte mich auch nicht immer intelligent! Manchmal bin ich überzeugt von einer völlig falschen Lösung. Ich bin auch zickig. Ich bin kein besserer Mensch! Ich denke nur anders, schneller, in Bezügen, assoziativ und bin oft zu schnell und dann auch darauf angewiesen, dass man mir das zurück meldet. Manchmal weiß ich aber auch einfach Sachen besser.

Mein innerer Kritiker ist ebenfalls sehr intelligent und so sitze ich hier mit weißen, leeren Skizzenbüchern, weil meine Ideen mir selbst „nicht gut genug“ sind. Weil es in meiner Vorstellung anders aussieht als auf Papier und weil ich dann keine Geduld habe.

Und jetzt höre ich bzw. nehme wahr, das ich mich „zurückhalten“ soll, das ich Rücksicht auf andere nehmen soll. „Dann denk halt nicht so viel“ – Sorry, das GEHT NICHT!
Stattdessen werde ich automatisch in Schubladen gesteckt. Man sieht mich komisch an „Die hält sich wohl für was Besseres.“, „Du musst Dir nichts darauf einbilden, das ist ein Geschenk“, „aber Sozial ist auch wichtig“. Ja, ja, ich bin doch auch nur einfach so. Das ist doch kein Angriff! Ich möchte einfach nur so sein, wie ich bin und mich nicht verstellen müssen!

Foto am 05.06.13 um 16.48Daher – Experiment! – habe ich jetzt eine Webseite gestartet [EDIT 17.4.23: und wieder eingestellt]. Ich will provozieren. Ich habe neulich schon mein neues T-Shirt durch die Stadt getragen. Unglaublich! Es sieht so aus, als lande ich in Schubladen, weil es auf meinem T-Shirt steht! (Wobei, gewisse Menschen stecke ich ja auch schnell in Schubladen – aufgrund des Äußeren. Bin dann aber auch bereit, zu prüfen und die Schublade gegebenenfalls zu ändern.)

Ich bin gespannt, welchen Austausch und welche Reaktion ich auf dieses Experiment erhalte.

2 Antworten auf „Ich bin hochbegabt.“

Liebe Carola,
Tolles Experiment, tolle Shirts, werde gleich drüber berichten. Und was den inneren Kritiker betrifft und die leeren Skizzenbücher: in dem Moment, wo deine eigenen Ängste und die Vorurteile der anderen lachen kannst, haben sie schon viel weniger Macht, ist meine Erfahrung. Ich wünsch dir, dass die Bücher sich füllen und freu mich auf mehr tolle Cartoons!
Liebe Grüße, Nathalie

Hallo Nathalie,

Danke für die Rückmeldung! Leider ist der Schönwalde etwas weit weg zum „mal eben“ vorbeischauen; Deine Begabungswerkstatt find ich klasse!
Und auch zum Grundeinkommen hab ich einen Link http://waswuerdensietun.de/
🙂

Liebe Grüße in den Norden
Carola

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